18.05.2016 in Wolfsburg: Feierabendgespräch im Galerie-Theater über den Alltag osteuropäischer Pflegerinnen im deutschen Niedriglohnsektor

Polnische Perlen

Über den Alltag osteuropäischer Pflegerinnen im deutschen Niedriglohnsektor. Lesung mit Fanny Staffa und David Kosel.

Fanny Staffa und David Kosel lesen mit musikalischer Begleitung Texte aus der Inszenierung „Polnische Perlen“.
Feierabendgespräch mit Dr. Sylwia Timm (Faire Mobilität, DGB), Fanny Staffa (Schauspielerin) und MdB Pia Zimmermann (Sprecherin für Pflegepolitik DIE LINKE)

Bis vor einigen Jahren verließen fast nur Männer Heimat und Familie, um im Ausland Geld zu verdienen – im Straßenbau, in der Schwerindustrie oder auf dem Feld. In der New Economy hat sich das Bild verkehrt: Scharenweise Frauen strömen auf den globalen Arbeitsmarkt, um in der Betreuungsindustrie zu arbeiten. Fürsorge und Liebe gelten als weibliche Domäne und dafür bezahlen die Menschen in den Industriestaaten. Durch die demographische Entwicklung entsteht ein neuer Bedarf an Betreuungspersonal: Immer mehr Pflegerinnen reisen aus Osteuropa nach Deutschland, um hier alte Menschen zu betreuen, häufig in einem 24 Stunden Service, 7 Tage die Woche.

Fanny Staffa und David Kosel lesen mit musikalischer Begleitung und auf Einladung von Pia Zimmermann Texte aus der Inszenierung „Polnische Perlen“ (werkgruppe2/ Staatstheater Braunschweig 2014). Dafür wurde in einem der größten deutschen Niedriglohnbereiche recherchiert, der häuslichen 24-Stunden-Pflege. Osteuropäische Frauen und Männer wurden interviewt, die jeweils über Jahre hinweg für einige Monate pflegebedürftige alte Menschen rund um die Uhr in deren Privathaushalten in Deutschland betreuen. Meist ein ausbeuterisches, aber geduldetes Arbeitsverhältnis, das aus einer gegenseitigen Not entsteht: dem geringen und schlecht bezahlten Arbeitsangebot im europäischen Osten und dem Mangel an einer bezahlbaren häuslichen Pflege in Deutschland. Entstanden ist ein erschütterndes, berührendes, persönliches und politisches Dokument über einen Bereich unserer Gesellschaft, der kaum öffentlich beachtet wird, der aber so viele Menschen etwas angeht.

Im Anschluss diskutiert Pia Zimmermann mit Dr. Sylwia Timm (DGB) und Fanny Staffa über die Arbeit im Pflegebereich, den europäischen Unterbietungswettbewerb und über die Frage, wie politischen und ökonomischen „Sachzwängen“, die Notlagen bei Pflegebedürftigen, Pflegekräften und Angehörigen verursachen, gesellschaftlich begegnet werden kann. Alle Bürger*innen sind herzlich eingeladen, an der Diskussion teilzunehmen.

Mittwoch, 18.05.2016 | 18:00 Uhr
Galerie Theater , Wolfsburg
An der St. Annenkirche 28
38440 Wolfsburg

Der Eintritt ist frei!

Eine Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen mit Pia Zimmermann (MdB).

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