Erschienen in Wolfsburger Nachrichten am 30.03.2020
„Bundestagsabgeordnete Pia Zimmermann kritisiert, dass Pflegeheime zu wenig Unterstützung hätten.
„Der Tod von mindestens 15 Menschen im Wolfsburger Hanns-Lilje-Heim und hohe Infektionszahlen in mindestens einem weiteren Pflegeheim offenbaren die verfehlte Pflegepolitik der vergangenen Jahrzehnte. Seit Wochen werden Menschen mit Pflegebedarf zu Recht als besonders zu schützende Gruppe benannt. Doch geschützt wurden und werden sie völlig unzureichend. Das ist beschämend“, erklärt Pia Zimmermann, Sprecherin für Pflegepolitik der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag, in einer Mitteilung.
„Menschen in Pflegeheimen werden schon unter Normalbedingungen nicht nach ihrem Bedarf und ihren Bedürfnissen versorgt. Nicht nur, weil Pflegekräfte fehlen. Doch die jetzige Corona-Krise im Pflegenotstand offenbart, wie tödlich der Mangel im Normalbetrieb wird: Nur durch wirkliche Bezugspflege von Fachkräften werden die kleinen Veränderungen bei demenziell Erkrankten bemerkt, die auf weitere mögliche Erkrankungen hinweisen. Doch gerade diese Bezugspflege findet seit Jahren nicht statt. Die Menschen in den Pflegeheimen werden dem auf Effizienz getrimmten System geopfert.“ Jetzt seien nicht nur die Kommunen gefragt. Die Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste bräuchten sofort genug Schutz- und Desinfektionsmaterial. Sie bräuchten – wie auch die niedergelassenen Ärzte – eine quotierte Zuteilung des auf Bundesebene georderten Materials, damit nicht nur große Kliniken versorgt werden.
Pflegekräfte in der Langzeit- und in der häuslichen Pflege bräuchten regelmäßig und obligatorisch Schnelltests auf Corona-Infektionen. Sie könnten sonst unbemerkt und ungewollt zum Überträger werden. Alle zuständigen Stellen müssten nun endlich beweisen, dass jedes Menschenleben für sie von Belang sei. „Das geht nicht durch Sonntagsreden und Beifall für das Pflegepersonal, sondern nur durch tatkräftige Sofortmaßnahmen für die besonders gefährdeten Gruppen. Isolation allein ist ein armseliger Weg.“„